Die Entwicklung der Wertanalyse in Deutschland
Von der Wertanalyse wird in Deutschland seit Ende 1950 gesprochen. Die Anwendung der Methodik der hatte allerdings andere Gründe als in den USA. Hintergrund war nicht die Materialknappheit, sondern die erste industrielle Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1960er-Jahren. Mit dem Einbruch der Nachfrage nach Industrie- und Konsumgütern erkannten viele Unternehmen, dass langfristiger Unternehmenserfolg nur realisiert werden kann, wenn eine Beteiligung am internationalen Wettbewerb erfolgt. Aufgrund von erfolgreichen, unternehmerischen Beispielen aus anderen Ländern, wurde die Wertanalyse als Methodik zur Widerherstellung der Wettbewerbsfähigkeit in deutschen Unternehmen eingeführt. Seit dem Jahr 1957 sind in der deutschen Literatur Publikationen im Bereich der Wertanalyse zu finden, wobei die Anzahl der Beiträge seit den 1960er-Jahren rasant ansteigt. Unter diesen Publikationen war die im Jahr 1964 veröffentlichte deutsche Übersetzung des im Jahr 1961 von Miles verfassten Werkes „Technique of Value Analysis and Engineering“ richtungsweisend. Miles hat darin seine Ideen und Erfahrungen bzgl. der Wertanalyse erstmals zusammengetragen. Unter der Beteiligung des Vereins Deutscher Ingenieure sowie weiterer Wertanalyse-Fachleute wurde die Wertanalyse weiter gefördert und mit einer Richtlinie eine genaue inhaltliche Abgrenzung verfasst.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Wertanalyse stetig weiter. Bild 1 zeigt die Entwicklung von den Anfängen der wertanalytischen Entwicklungen bis zum gegenwärtigen Stand im Jahr 2010.
Bild 1 - Geschichte der Wertanalyse und des Value Managements
Bild 1 zeigt ebenfalls die Entwicklung der „klassischen Wertanalyse“ zur „modernen Wertanalyse“ in den Jahren von 1947 bis Mitte der 80er-Jahre. Der historische Werdegang eignet sich gut, um die Unterschiede deutlich zu machen. Die klassische Wertanalyse legte für eine geraume Zeit den Hauptfokus auf die Kostensenkung und Wertsteigerung vorhandener Produkte. Bei der Neuentwicklung von Produkten spielte die Wertanalyse bestenfalls eine begleitende, aber keine steuernde Rolle.
Aus heutiger Sicht war auch der Begriff des Produktes eingeschränkt. Beim klassischen Wertanalyse-Objekt stand das gegenständliche Produkt im Vordergrund und weniger die Dienstleistungen und Prozesse.
Der Erfolg der klassischen Wertanalyse beruhte aber u. a. darauf, dass von Anfang an die Aufmerksamkeit der Entwickler weg von den Bauteilen, Form, Beschaffenheit und Material hin zu Funktionen und Wert gelenkt wurde. Es ist eine prägnante Charakteristik der klassischen Wertanalyse, die bis heute Bestand hat. Grundsätzlich kann die klassische Wertanalyse auch als Kostenanalyse verstanden werden. Ein Produkt enthält mehrere Funktionen. Diese Funktionen können auf unterschiedliche Weise und folglich mit unterschiedlichem Kostenaufwand realisiert werden. Das Ziel der Kostenanalyse ist die Untersuchung, ob die produktspezifischen Funktionen ohne Nachteile mit vermindertem Kostenaufwand erreicht bzw. umgesetzt werden können. Dies bezieht sich auch auf die Make-or-Buy-Entscheidungen. Es werden nicht mehr die günstigsten Teile zugekauft, sondern „…die Funktion wird zu deren günstigsten Herstellkosten beschafft.“ Darüber hinaus werden nicht Einzelpreise von Produkten betrachtet, sondern die Gesamtkosten eines Unternehmens.
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