Wertanalyse: Funktionenpotenzialanalyse
Die Funktionenpotenzialanalyse zielt in der Wertanalyse und beim Value Management darauf ab, aus einer Vielzahl von Funktionen diejenigen herauszufiltern, die sich am besten für eine Kostenoptimierung eignen. Dazu wird zunächst die Bedeutung dieser Funktionen für den Kunden ermittelt. Hilfsmittel wie das Quality Function Deployment können zur Identifizierung der kundenspezifischen Bedeutsamkeit genutzt werden. Durch den Vergleich der Kosten und der Bedeutung der Funktionen können Handlungsempfehlungen ermittelt werden. Sind die Kosten für eine Funktion im Vergleich zu ihrer Bedeutsamkeit zu hoch, handelt es sich um eine kostentreibende Funktion. Der Aufwand sollte reduziert werden. Sind die Kosten für eine Funktion im Vergleich zu ihrer Bedeutsamkeit zu niedrig, handelt es sich um eine potenzialbehaftete Funktion. Es könnte mit vergleichsweise geringen Mitteln ein zusätzlicher Kundennutzen erzeugt werden. Zur Darstellung dieser Vergleiche eignet sich entweder ein Portfolio-Diagramm oder die Balkendarstellung im Bild 5. Hier sind einige Funktionen des Wasserkochers aufgelistet.
Die Funktion „Temperatur erzeugen“ ist ein Beispiel dafür, dass die Kosten für die Funktionserfüllung höher sind als die Bedeutung für den Kunden. Diese Differenz ist ein Hinweis für den Hersteller, dass der Aufwand reduziert werden sollte. Im Gegensatz zu dieser Funktion ist die Funktion „Wasser aufnehmen“ zu nennen. Hier liegt der umgekehrte Fall vor, indem die Bedeutung für den Kunden höher ist als der Aufwand. Hier sollte mehr Entwicklungsarbeit umgesetzt werden, um die Bedürfnisbefriedigung des Kunden besser zu realisieren.
Bei der Auswahl der Bewertungskriterien für die Bedeutsamkeit der Funktionen ist die Qualität der Funktionenbewertung wichtig und es muss hinterfragt werden,
• welcher Aufwand für die Durchführung der Bewertung toleriert wird,
• über welche Kompetenz die Bewertenden im Hinblick auf die bewertenden Funktionen besitzen,
• die Funktionen überhaupt extern/intern zu bewerten sind und
• ob bei externer Bewertung eine angemessene Geheimhaltung überhaupt realisiert werden kann?
Bild 5 - Funktionen-Potenzial-Analyse eines Wasserkochers
Bei der Festlegung des Aufwands spielen insbesondere die Kosten und die zeitliche Aspekte eine Rolle. Die Eignung der Bewertenden erkennt man an der Orientierungsfähigkeiten auf die anzusprechenden Zielgruppen, an den methodischen Kenntnissen und an der Fähigkeit zum Umdenken. Die Bewertungen können sowohl intern als auch extern erfolgen. Bei der externen Bewertung sollte jedoch z. B. darauf geachtet werden, dass die Geheimhaltungspflicht eingehalten wird und die externen Bewertenden auch über das fachliche Know-how verfügen.
Für die Funktionenbewertung wird meist das Instrument „Einfacher Dual-Vergleich“, „Differenzierter Dual-Vergleich“ oder das House of Quality (QFD) herangezogen. Gefahren von Unstimmigkeiten innerhalb eines Teams, wie sie bei Bewertungen in Form von Diskussionen entstehen, sind mit diesen Instrumenten leicht zu vermeiden.
Die Funktionenkostenanalyse umfasst vier Schritte.
• Auswahl der zu bewertenden Funktionen,
• Berechnung der Herstellkosten der Bauteile,
• Zuweisung von Funktionsanteilen zu den Bauteilen sowie
• Berechnung der Kostenanteile der einzelnen Funktionen an den Gesamtkosten.
Die Funktionen sollten idealerweise anhand der verwendeten Funktionenstuktur ausgewählt werden. Entsprechend des gewünschten Detaillierungsgrades werden die Funktionen entlang eines Funktionenstrangs, also auf verschiedenen Hierarchieebenen ausgewählt und die Kosten entsprechend zugeordnet. Es folgt die anteilmäßige Zuweisung der ausgewählten Funktionen zu den Bauteilen des Wertanalyse-Objektes. Hinterfragt wird dabei, ob und wie intensiv das betrachtete Bauteil an der Ausführung der jeweiligen Funktion beteiligt ist. Die Kosten der Funktionen werden also durch anteiliges Umlegen der Baugruppenkosten auf diese Funktionen ermittelt.
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